Halsberger und Halswender

 
Durch das Kriterium, wie die Schildkröten ihren Kopf unter dem Panzer verstecken können, werden die rezenten Schildkröten in zwei große Gruppen eingeteilt, in die Halsberger-Schildkröten (Cryptodira) und in die Halswender-Schildkröten (Pleurodira). Alle Schildkröten, egal ob Halsberger oder Halswender besitzen acht Halswirbel, denoch unterscheiden sich Schildkrötenhälse stark in Länge, Gestalt und Beweglichkeit. Die Beweglichkeit des Halses wird durch die Zygapophysen (Halswirbelfortsätze) bestimmt. Sind diese Halswirbelfortsätze weit voneinander entfernt können die Schildkröten ihren Hals s-förmig in den Panzerraum einziehen. Diese Schildkröten gehören daher zur Gruppe der Halsberger. Bei den Halswendern liegen diese Halswirbelfortsätze näher beieinander, so dass die Schildkröten ihren Hals nicht unter den Panzer einziehen können. Stattdessen legen diese Arten ihren Hals seitlich an ihren Körper an.
Die einzelnen Halswirbel einer Art können zum Teil sehr verschiedene Wirbelformen aufweisen. So besitzt die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) sieben verschiedene Wirbeltypen.
Die folgenden zehn Wirbel der Wirbelsäule sind bei den Schildkröten fest mit dem Panzer verbunden. Die zwei Kreuzwirbel liegen allerdings wieder frei unter den Steißplatten des Panzers. Die Wirbelanzahl des Schwanzes ist je nach Länge verschieden, wobei der Schwanz aus bis zu 32 Wirbeln bestehen kann. Alle Schildkrötenarten können ihren Schwanz seitlich an ihren Körper anlegen, so dass er vom darüberliegenden Rückenpanzer geschützt wird.
Die Matamata (Chelus fimbriatus) besitzt als einzige rezente Schildkröte einen speziellen Schwanzbau. Ihr Schwanz endet in einer aus Hautknochen gebildeten stabartigen Scheide. Sie besitzt sozusagen einen zusätzlichen Schwanzpanzer, wie er sonst nur von fossilen Schildkröten bekannt ist.